Sommerfahrt in Schweden

Der Stamm Matizo war in den Sommerferien auf Sommerfahrt. Mit einem Neunerbus (Wäre die Silbe –le angehängt, wäre es eine glatte Lüge: Der Kofferraum hatte, solange man nicht darin schlafen musste, gefühlte 20 m²) ging es für Jan, Markus, Kai, Jonas, Dylan, Marc, Steffen und Robin gen Norden. Wir übernachteten an einem unbekannten Ort in Schweden und fuhren am nächsten Tag die restlichen fünf Stunden bis Bengtsfors, wo unser Kanuverleih zu finden war. Nach spontaner Umplanung verbrachten wir die Nacht auf dem dortigen Zeltplatz. An diesem Abend gab es Chili con Carne. Nachdem wir uns noch in die Handhabung unserer Kanus einweisen ließen und ein wenig praktische Übung hatten, gingen wir früh in die Schlafsäcke, um am nächsten Tag früh aufstehen zu können. Am Morgen bauten wir das auffälligste Zelt auf dem Platz ab und ließen unsere professionell beladenen Kanadier zu Wasser. Kaum waren wir aus der geschützten Bucht des Kanuverleihs gepaddelt, erwarteten uns starker Wind und hohe Wellen. Wir frühstückten auf einer schwimmenden Badeinsel, wobei wir aufpassen mussten, dass uns das Müsli nicht davon flog. Bei dieser Gelegenheit durften wir auch etwas fürs Leben lernen: Mit der Gabel lassen sich Flüssigkeiten schlecht essen. Als wir weiter fuhren und durch einen Tunnel in den See Lelång kamen, erwarteten uns glücklicherweise sanfter Wellengang und ein toller Ausblick.

Wie auch an den folgenden Tagen machten wir Rast auf einer Insel, um dort Mittag zu essen. Am Abend kamen wir an einem der vorgesehenen Übernachtungsplätzen an, die auf den dortigen Inseln ab sechs Personen genutzt werden müssen, jedoch für maximal sieben Personen ausgelegt waren. Anschließend bereiteten wir das Abendessen zu: Es gab ein gar köstliches Mahl: Geplant war „Kartoffelgrateng“ mit Rührei, es gab allerdings „nur“ Salzkartoffeln mit bereits genannter Zubereitung aus Eiern.

Während unserer ersten Etappe hatten wir bereits ein gutes Stück zurückgelegt, sodass wir nach dem Aufstehen am folgenden Tag bereits sehr rasch per Schleuse in den nächsten See – Västra Silen – übersetzen konnten. Die folgende Strecke in dem Kanal, der die beiden Seen verband, verlief ruhig und wir kamen daher relativ schnell im nächsten See an, den wir in Richtung Norden bis Årjäng befahren wollten. Am Abend nutzten wir eine der Übernachtungshütten in einer kleinen Bucht. Diese lud geradezu ein, als Frühsport den Bai zu durchqueren. Das Frühstück genossen wir auf einer vorgelagerten, felsigen Miniinsel mit 15 m². An den folgenden Tagen erkundeten wir den See bis vor Årjäng. An einem Campingplatz in der Nähe unseres Lagers ergriffen wir die Möglichkeit, unser Abendessen durch frisches Gemüse zu pushen (= aufpeppen; für jene, für die Englisch die erste Fremdsprache, nicht aber die zweite Muttersprache ist). Die ebenfalls dort erworbenen Topfkratzer konnten wir am nächsten Morgen zum Einsatz bringen.

Auf einer Insel während der Strecke zurück Richtung Süden, fanden wir trotz  vieler Übernachtungsmöglichkeiten – sechs an der Zahl – keinen Platz um zu nächtigen, bis wir beschlossen ein weiteres Mal unser Zelt aufzuschlagen. Wir fanden einen schönen und zum ersten Mal nahezu ebenen Platz. Nach dem Schwimmen war das Abendessen auch schnell gekocht und die Gutenachtgeschichte nahm ein gar schrökelich End. Trotzem schliefen wir wohl.

Obwohl wir am nächsten Tag gegen 4.30 Uhr aufstehen hätten können, um den tollen Sonnenaufgang zu erleben, schliefen wir doch lieber bis um 10.00 Uhr, um dafür den nächsten Sonnenuntergang bei vollem Bewusstsein zu genießen. Unser Lagerplatz war in der Nähe der Einmündung des Kanals in den Västra Silen. Von dort aus nahmen wir eine immer enger werdende Passage mit oft sehr steil abfallenden Seitenwänden, die teilweise fast wie ein Kanal wirkte. An einer Stelle mussten wir mit den Booten übersetzen. Da wir aber zu bequem waren, um die Kanus zu ent- und nach dem Übersetzen wieder zu beladen, wie es uns der Kanuverleih empfohlen hatte, versuchten wir die Kanus samt Inhalt zu tragen – mit Erfolg. Die einzige Schwierigkeit beim Einlassen der Boote bestand darin, dass eine sehr starke Strömung auf der anderen Seite auf uns wartete. Wir mussten die Kanadier allerdings noch in der Strömung wenden um weiterfahren zu können.

Da für die folgenden Tage nur noch eine geringe Strecke zur Verfügung stand, bis wir am Ende des Sees angekommen waren, ließen wir es langsam angehen und beschäftigten uns noch mehr mit der Natur. Mitte des zweitletzten Tages auf der Kanutour fing es immer stärker an zu regnen. Der Regen sollte uns auch noch bis zum Ende des Sees und damit dem Ende der Kanutour verfolgen. Per Transfer mit dem Auto kamen wir zurück zum Kanuverleih, von wo aus wir uns zunächst mit dem Auto auf eine weitere Etappe wagten.

Wir suchten einen Platz für das Mittagessen und da uns eine Schleuse in der Nähe dieses Platzes so überzeugte und wir der Versuchung nicht widerstehen konnten am nächsten Tag in Form eines Tagesausflugs den „letzte[n] relativ unberührte[n] Wasserfall Dalslands“ (Zitat aus Kanukarte) zu besichtigen, bauten wir, nach Rückfrage bei der Tochter des Schleusenwärters, unser Zelt an der Schleuse auf. Der nächste Morgen bot einige Überraschungen: Zum einen versuchte Steffen wirklich um 4.30 Uhr aufzustehen, um Fotos vom Sonnenaufgang zu machen, was ihm aber misslang, da die Sonne sich nicht blicken ließ, zum andern wurden die Verbleibenden durch Touristen (in einem Schiff), die die Schleuse durchfuhren und prächtige Fotos von schlafenden Pfadfindern schossen, einige Zeit später geweckt.

Da dieser Tag der letzte in Schweden sein sollte, standen wir anschließend auch auf, um den Wasserfall als abschließenden Höhepunkt zu besichtigen und dort im klaren Wasser direkt unter dem Fall zu schwimmen. Die vorhandene Karte hatte bedauerlicherweise einen schlechten Maßstab, weswegen wir den Wasserfall entweder nicht finden konnten oder nicht finden wollten, da wir direkt vor ihm standen, ihn jedoch nicht als „unberührt“ empfinden wollten. Uns stand demnach eine Programmänderung bevor. Kurzerhand wanderten wir ein Stück am Fluss entlang, an welchem die Schleuse war, um an einen der Karte nach idyllischen Badeplatz zu gelangen. Dieser erwies sich tatsächlich als ideal und wir verbrachten unseren Abschlussabend dort. Als Abschlussessen gab es die laut IKEA „landestypische Mahlzeit“ Köttbullar mit Rotkraut und Kartoffeln.

Zwei Tage später kamen wir nach einer unspektakulären Rückfahrt gut gelaunt und verbraucht, aber unverletzt in Metzingen an.